Der Phil
osoph Bertrand Stern eröffnet die neue Veranstaltungsreihe “Richtung. Ändern. Weiter. Denken.” der Grünen Linken Liste Kaufungen am 16. Oktober um 19 Uhr. Er spricht zum Thema “Erfolgreiches Werden – oder erfülltes Sein?”. Die Vortragsreihe, die alle 3 Monate im Alten Bahnhof in Kaufungen stattfindet, setzt sich unter anderem kritisch mit Wachstumsideen auseinander. Sie dient für eine Auseinandersetzung mit der Postwachstumsökonomie und plädiert für das aktive Erkunden von neuen Wegen. Denn “Weiter so!” wird schlicht nicht eintreten, nicht funktionieren und macht dazu auch wenig Spaß.
Nach Kaufungen kommen:
- 16. Oktober – Bertrand Stern
- 15. Januar – Angelika Zahrndt – Autorin von “Damit gutes Leben einfacher wird“
- 9. April – Pia Eberhard von Corporate Europe Observatory – Frau Eberhardt spricht zum Thema TTIP
- 16. Juli – n.n.
- 15. Oktober – Silke Helferich referiert zum Thema Commons
Intro zum Vortrag von Bertrand Stern
Erfolgreiches Werden – oder erfülltes Sein?
Wer bestimmt eigentlich die Qualität meines Lebens?
Das gesellschaftliche Versprechen ist einfach: Anpassung, Fleiß, gutes Funktionieren, kurz: die Wohlerzogenheit werden belohnt mit Geld und Erfolg und allgemeiner Anerkennung. Das herrschende System sichert sich sein Fortbestehen durch einen schleichend, unmerklich, gar scheinbar logisch und einfach daherkommenden Zwang; der Person bleibt zumeist nichts anderes übrig als zu erkennen und anzuerkennen, daß ihr wahres Leben falsch ist und die zivilisatorische Existenz erstrebenswert, ja gar unausweichlich, schicksalhaft…
Gewiß kann das Erkennen einer Unvereinbarkeit meiner Person und Lebendigkeit mit den Erwartungen des Systems dramatische Konflikte, Krisen, Krankheiten entstehen lassen: Sollen, müssen diese kriegerisch bekämpft werden? Muß ich mit noch mehr Kraft die Anpassung meines Wesens erzwingen, bis ich mich sogar mit der Lüge der zivilisatorischen Wohlerzogenheit identifiziere? Bedarf ich hierfür einer Therapie, zumindest einer Lebensberatung?
Mich unabhängig von einer herrschenden Entfremdung und Wohlerzogenheit zu machen, beginnt mit der Klärung, daß es hier um mich geht: Denn wer kann eigentlich die Qualität meines würdigen und selbstbestimmten Lebens definieren – wenn nicht ich selbst?