Ein Leserbrief von unserem A44-Experten Claus Brechmann
Als Beteiligter am sogenannten Dialogverfahren A44 scheinen sich meine anfänglichen Befürchtungen nach 2 Jahren zu bewahrheiten. Monatelang wurde ein gemeinsames Leitbild für diesen Dialog erarbeitet, das, wäre es umgesetzt worden, ein Meilenstein in Bürgerinformation und -beteiligung hätte werden können. Auf Augenhöhe, gemeinsames Erarbeiten und Konsens waren dann doch nur schöne Worte. Im Großen und Ganzen lief es auf eine sehr fachliche Information über die Vorzüge der geplanten Trasse hinaus. Und jetzt mitten im Prozess verkündet der Minister das einseitige Ende. Zurück zur obrigkeitsstaatlichen Mentalität seiner Vorgänger. Externe Moderation wurde wegen zu hoher Kosten(!) verweigert und die Moderation durch die Genehmigungsbehörde (!) war phasenweise grottenschlecht. Dies wird inzwischen an jeder Schule besser gemacht.
Darüber hinaus wurde, wie 2006 beim letzten Planfeststellungs-Versuch mit billigen, aber wirkungsvollen Tricks gearbeitet. Damals wurde kurz vorher der Lärmschutz auf den Brücken gestrichen, um ihn im Verfahren als Entgegenkommen-Bonbon wieder hinein zu nehmen. Diesmal wurde ein Teil der B7 gestrichen um sie dann für den Umleitungsverkehr großherzig wieder einzuplanen. Selbst die offene Erpressung von damals kommt im grünen Gewande daher: Die Frage nach einem LKW-Durchfahrtsverbot auf der B7, solange die A44 nicht durchgängig befahrbar ist, wird nach Wochen auf den Kreis abgewälzt. Nur – der wird gar nicht zuständig sein.
Der im HNA-Kommentar erwähnte Hinweis, sich besser auf einen Spatzen zu konzentrieren, greift nicht, da das, was da kommt, eine gefräßige Schlange ist: Kassel-Ost wird dichtgemacht und zu einem Dreieck umgebaut, dann geht es weiter durch die Lossewiesen auf einem Damm mit hohen Lärmschutzwänden, kurz vor Niederkaufungen gibt es dann die neue große Auffahrt mit diversen Kreiseln, danach auf die große Setzebach-Brücke, um sich dann in den Südhang zu fräsen, unseren besten Wasserbrunnen zu queren (ob der zu retten sein wird, bezweifle ich stark), um dann eine fette Schneise durch den Stiftswald mit großer Brücke, die ganz Oberkaufungen beschallen wird, bis hinter die Kunstmühle zu schlagen. An dieser Stelle könnte eine kleine Einhausung die Trasse verändern, wenn im Bund dafür das Geld freigegeben wird. Für mich eine halbherzige Scheinunterstützung von Seiten des Ministers mit vorhersagbarem Ausgang: der Ablehnung.
Sollte dies nicht passieren, wäre ich der Erste, der sich bei ihm entschuldigt. Nicht aber dafür, dass ich ihm Wählertäuschung, angesichts des Dieselskandals, vorwerfe. Er ist von Menschen gewählt worden, die wollen, das die um 6- und mehrfaches höheren Abgaswerte Konsequenzen nach sich ziehen, z.B. in ganz neuen Berechnungen bei der Höhe der Verseuchung des Lossetals. Wie stand es noch im Koalitionsvertrag: die beste Variante für Mensch und Natur sollte hier gesucht werden.