Das war mal wieder eine Gemeindevertretersitzung nach unserem Geschmack. Mit etlichen Redebeiträgen haben wir dafür gesorgt, dass die Themenbandbreite und die unterschiedlichen Positionen sichtbar wurden. Hier nun die Rede von Steffen Andreae zur Bebauung. Außerdem hat am Tag danch, die HNA sogleich darüber berichtet.
Alle Informationen rund um den Rahmenplan liegen öffentlich aus.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
wenn Sie unser und insbesondere mein Abstimmungsverhalten in den verschiedenen Gremien in dieser Sache genauer betrachtet haben, dann machte dies möglicherweise ein bisschen den Eindruck, dass sich hier keine eindeutige Linie herauskristallisiert.
In diesen Plänen scheint positives wie negatives auf. Es ist nicht einfach nur gut. Und es ist ganz gewiss nicht einfach nur schlecht.
Ich beginne mit den Sorgen, die uns diese Bebauung macht. In Nieste, so wurde mir dort mitgeteilt, sind 40 % der Fläche an Menschen verkauft worden, die schon in Nieste wohnen. In Lohfelden sind es 25 %. Auch wir werden einen Binnentransfer haben. Kaufunger Bürgerinnen ziehen zum Beispiel in das neue Wohnprojekt auf dem alten Festplatz. Möglicherweise bleibt Leerstand zurück.
Nun kann man ja auch aktiv dagegen angehen. Wir sollten Antworten finden auf die Frage, wie wir jungen Menschen Fachwerkhäuser attraktiv machen können. Wir müssen nach Unterstützungsmöglichkeiten für kostspielige, aber oft dringendst benötigte Sanierungen suchen und diese vermitteln. Wir sollten uns nicht scheuen, auch das ein oder andere leerstehende Haus abzureißen. Dafür benötigt es dann aber auch Ideen und Vorstellung, wie diese neue Lücken dennoch leben können.
Ähnliche Sorgen haben wir auch formuliert als eine knappe Mehrheit sich für den Edekamarkt an heutiger Stelle entschieden hat. Mir ist nicht klar, wie wir den zunehmenden Leerstand östlich des Rathauses aufhalten können. Erstmal ist das der Preis, den wir alle für diese Entscheidung zu bezahlen haben. Ein solcher Druck könnte nun auch durch die Kreiselbebauung auf uns zu kommen.
Wenn wir – wie es von einzelnen auch gewünscht wird – den Konkurrenzkampf um Neubürgerinnen und Neubürger annehmen und dann auch gewinnen, dann verliert eben jemand anders. Als Teil der kommunalen Gemeinschaft werden wir dann an diese Orten unterstützend eingreifen müssen. Das kostet Geld.
Wenn man von Kaufungen nach Kassel fährt, dann gibt es kurz vor dem Leipziger Platz eine große Neon-Werbefläche. Dort hat kürzlich eine Gemeinde, östlich von Kassel gelegen, für die eigenen Baugebiete geworben. Es wird also Geld dafür ausgegeben, die Zuziehenden sich gegenseitig vor der Nase wegzuschnappen. Das ist keine gute Entwicklung.
Ich möchte aber auch von den Chancen sprechen. Chancen, die sich nicht zwangsläufig auftun. Ich freue mich, dass die Bundesregierung, die Ministerien, die Planer gemeinsam zur Einsicht gekommen sind, dass die Wohnform von morgen eben nicht das Einfamilienhaus ist, sondern dass die Antwort auf viele brennende Fragen in gemeinschaftlichen Wohnformen zu suchen und zu finden ist. Hier handelt es sich um ökologische, um soziale, um kulturelle Aspekte. Doch was nützt die Meinung von Regierung und Ministerien, von Planern und Architektinnen. Denn wir hier müssen in Mehrheit zu dieser Einsicht gelangen. Der Planungskommission ist dies gelungen.
Wir werden dem Beschluss zum Rahmenplan und den beiden Aufstellungsbeschlüssen zustimmen. Und ein wesentlicher Grund dafür ist die Empfehlung der Planungskommission mindestens 20 % der Fläche für fünf Jahre für gemeinschaftliches Wohnen zu reservieren.
Wird die Empfehlung der Planungskommission Bestand haben? Wird es dafür nachher die Mehrheiten geben, die es in der Planungskommission gab? Ich hoffe es, weil darin eine Chance für Kaufungen steckt. Menschen, die in gemeinschaftlichen Wohnformen leben, sind ökologisch hoch motiviert, sie sind an funktionierenden Nachbarschaften interessiert, sie wünschen sich ein kulturell vielfältiges und anreicherndes Leben, sie bringen sich überdurchschnittlich politisch ein und stärken das Vereinsleben. Für Kaufungen ist das eine sehr interessante Klientel.